Die Eberesche, häufig auch Vogelbeere genannt, zählt zu den Mehlbeeren und ist in Europa weit verbreitet.
Der sommergrüne Baum zeichnet sich durch eine besondere Frosthärte aus und ist in Höhenlagen bis zu 2000 Meter anzutreffen. Im alten Volksglauben steht die Eberesche für Schutz und Lebensfreude und war dem Donnergott Thor geweiht. Sie soll vor Krankheit und bösen Geistern schützen, ebenso wie vor Blitzschlag. In Deutschland wurde die Eberesche 1997 von der Dr. Silvius Wodarz Stiftung zum Baum des Jahres gewählt.
Entgegen einer weit verbreiteten Annahme sind die roten Beeren nicht giftig, sondern essbar. Allerdings gelten die frischen Früchte als nicht genießbar, da sie aufgrund ihres hohen Gehalts an Parasorbinsäure den Verdauungstrakt reizen können. Gekocht und verarbeitet zu Mus, Marmeladen, Spirituosen und anderer Kulinarik bieten sie eine herb-fruchtige Abwechslung auf dem Speiseplan. Durch das Kochen wird die Parasorbinsäure in Sorbinsäure umgewandelt, welche aufgrund ihrer antimikrobiellen Wirkung auch zur Konservierung von Lebensmitteln verwendet wird.
In der Volksmedizin werden Vogelbeeren als abführendes und harntreibendes Mittel verwendet. Des Weiteren werden sie bei Erkältungskrankheiten eingesetzt. Aufgrund des hohen Gerbstoffgehalts wirken sie zusammenziehend. Die Blätter gelten auch als blutstillendes Mittel. Neben den erwähnten Gerbstoffen ist des Weiteren viel Vitamin C enthalten sowie Pektin, Provitamin A und Sorbitol. Dieser Zuckeraustauschstoff dient als Grundlage für die Herstellung von Sorbit, welches als Zuckerersatz für Diabetiker geeignet ist.
Aufgrund des hohen Gehalts an Vitamin C galt die Vogelbeere als wirksames Mittel gegen Skorbut. Vitamin C oxidiert allerdings unter Hitzeeinwirkung. Daher wird der Gehalt beim Kochen der Beeren um etwa ein Drittel reduziert. Dennoch sind die gekochten Beeren, in Form von Mus oder Marmelade nach wie vor ein guter Vitamin C Lieferant und besonders zu Erkältungszeiten beliebt. Die Blüten und Blätter der Vogelbeere finden in verschiedenen Teemischungen gegen Husten und Verdauungsbeschwerden Anwendung. Auch bei Gicht und rheumatischen Beschwerden sollen sie wirksam sein.
Der herb-fruchtig saure Geschmack der Vogelbeeren passt sehr gut zu verschiedenen Wildgerichten. Als Marmelade werden die Früchte häufig mit Apfel gemischt. Verantwortlich für den herben Geschmack sind die enthaltenen Gerbstoffe. Diese werden durch Kälteeinwirkung teilweise abgebaut, wodurch der Fruchtzucker geschmacklich besser in den Vordergrund kommt. Daher sollte man Vogelbeeren erst nach dem ersten Frost ernten, oder vor Gebraucht für einige Tage einfrieren.
Eine gute Möglichkeit den herb-bitteren Geschmack zu reduzieren, ist die Vogelbeeren süß-sauer einzukochen oder als Essig anzusetzen. Als süß-sauer eingelegtes Obst passen sie ganz hervorragend zur Käseplatte und können vielseitig in der kalten Küche genossen werden. Ein Vogelbeer-Essig ist gut für Marinaden in Kombination mit kaltgepressten Pflanzenölen geeignet. Grüne Blattsalate oder auch kalte Salate aus Karotten, Sellerie oder weißem Rettich erhalten auf die Art eine besonders fruchtige Note. Hier nun mein Rezept für süß-saure Vogelbeeren:
1 kg Vogelbeeren küchenfertig
600 ml Apfelessig
400 ml Wasser
1 TL Salz
150 g Zucker
1 Zimtstange
½ TL Gewürznelken
1 Stück frischen Ingwer oder 2 EL getrockneten und geschnittenen Ingwer
1 TL Wacholderbeeren
Der Essig, das Wasser und die Gewürze werden zusammen in einem Topf zu einer Marinade verarbeitet. Diese wird anschließend zugedeckt zum Kochen gebracht. Die Vogelbeeren sollten zuvor küchenfertig gereinigt und einzeln abgerebelt worden sein. Sobald die Marinade kocht, werden die Vogelbeeren hinzugefügt. Es reicht diese für eine bis zwei Minuten simmern zu lassen. Man sollte sie auf keinen Fall länger kochen, da sie sonst zu weich werden und zermatschen. Anschließend werden die fertigen Vogelbeeren noch kochend heiß in vorbereitete Gläser abgefüllt und sofort verschlossen. Dabei sollten sie gut von der Marinade bedeckt sein. Wer möchte, kann die Zubereitung auch noch zusätzlich einkochen. Wenn man sauber arbeitet und rasch heiß abfüllt, ist dies laut meiner Erfahrung allerdings nicht notwendig. Die Gläser sollten noch 1 bis 2 Wochen ziehen bevor sie in der kalten Küche genossen werden. Bleibt von der Marinade etwas übrig, kann diese ebenso heiß abgefüllt in der kalten Küche als Essig verwendet werden. Ich wünsche gutes Gelingen.