Wie auch immer Fenchel gegessen wird, macht er den Menschen fröhlich. So schrieb schon die Äbtissin Hildegard von Bingen in ihrer Physica. Sogar ein Mensch, den die Melancholie plagt, der zerstoße Fenchel zu Saft, und er salbe oft Stirn, Schläfen, Brust und Magen, und die Melancholie in ihm wird weichen. Reines Fenchelöl gilt als krampflösend, schmerzstillend und verfügt über eine neuromuskuläre und psychoaktive Wirkung. In einem Kräutermärchen des bekannten Erzählers Folke Tegetthoff heißt es, dass Fenchel die Lieblingsspeise der Elfen wäre.
Ursprünglich aus Südeuropa stammend ist der Fenchel heute in vielen Teilen der Welt verbreitet. Er zählt zur Familie der Doldenblütler und ist unter anderem mit der Karotte, dem Sellerie, der Petersilie und dem Dill verwandt. Unterschieden werden verschiedene Sorten wie der Gemüsefenchel, der süße Fenchel, der bittere Fenchel und der wilde Fenchel, welcher auch Eselfenchel oder Pfefferfenchel genannt wird.
In der Heilkunde sind hauptsächlich die Fenchelsamen und das ätherische Öl von Bedeutung. Diese werden in Form von Tee oder alkoholischen Auszügen verabreicht oder auch direkt gekaut. Das ätherische Öl wird durch Wasserdampfdestillation gewonnen. Dieses wird umfangreich in der Aromatherapie angewendet und dient auch als Duftstoff in der Kosmetik. Wässrige Auszüge aus Fenchel sind ein altes Hausmittel bei unreiner Haut. Auszüge in Öl dienen als Grundlage für Massageöl und diverse Cremen. Fenchelöl wirkt zusätzlich bakteriostatisch und trägt zur Haltbarkeit von Zubereitungen bei.
Beim ätherischen Fenchelöl sind die Qualitätsunterschiede zwischen dem süßen Fenchelöl und dem bitteren Fenchelöl zu beachten. Der Hauptunterschied zwischen süßem Fenchel und Bitterfenchel liegt in der Zusammensetzung des ätherischen Öls in den Fenchelfrüchten. Der Gehalt an ätherischem Öl kann bis zu 6 % aufweisen. Beim Bitterfenchel muss er für Arzneibuchqualität mindestens 4 % betragen, wobei das ätherische Öl selbst einen Hauptbestandteil an Anethol von mindestens 60% aufweisen muss. Süßer Fenchel muss mindestens 2 % ätherisches Öl enthalten, wobei hier ein Hauptbestandteil an Anethol von mindestens 80 % enthalten sein muss. Im bitteren Fenchel sollten des Weiteren mindestens 15 % Fenchon enthalten sein. Weitere Bestandteile sind Monoterpene wie Limonen und Pinen, welche auch in Form von Glycosiden vorliegen.
Der Fenchel zählt zu den traditionellen pflanzlichen Arzneimitteln. Zu den vom HMPC anerkannten Heilindikationen gehören die Anwendung von Fenchel und Fenchelöl bei leichten krampfartigen Beschwerden im Magen-Darmbereich, bei Blähungen, Menstruationsbeschwerden sowie als schleimlösendes Mittel bei Husten und Erkältungen. Die ESCOP empfiehlt eine Anwendung von Fenchel ebenso bei leichten krampfartigen Beschwerden im Magen-Darmbereich, bei dyspeptischen Beschwerden, bei Blähungen und zur Linderung von Flatulenzen sowie bei Katharren der oberen Luftwege. Bitterer Fenchel wird auch bei menstruationsbedingten Krämpfen empfohlen. Die Kommission E empfiehlt bitteren Fenchel innerlich bei dyspeptischen Beschwerden, Völlegefühl, Blähungen und Krämpfen sowie bei Katharren der oberen Luftwege.
Für die medizinische Wirksamkeit ist hauptsächlich das enthaltene Fenchelöl verantwortlich. Dieses wirkt schleimlösend, krampflösend und auswurffördernd. des Weiteren hat es eine blähungs- und harntreibende sowie entzündungshemmende Wirksamkeit. Besonders das Öl des Bitterfenchels wirkt sekretolytisch uns spasmolytisch. Der enthaltene Bestandteil Fenchon wirkt des Weiteren wachstumshemmend auf Bakterien und Pilze. Bei Kleinkindern und Schwangeren sollte Fenchelöl jedoch nicht angewendet werden, da Fenchon in höherer Dosierung Atemnot und Erregungszustande hervorrufen kann. Bei Kleinkindern können ätherische Öle einen sogenannten Glottiskrampf auslösen, welcher sogar bis zum Atemstillstand führen kann. Bei schwangeren Frauen kann eine Anwendung von Fenchelöl süß Wehen auslösen. Der Tee aus den Fenchelfrüchten bereitet gilt jedoch als unbedenklich und ist sowohl für Schwangere wie auch für Kleinkinder gut geeignet. Volksmedizinisch wird Fencheltee unter anderem zur Beruhigung getrunken. Fenchelöl hoch dosiert kann auch die Wirksamkeit der Antibabypille beeinträchtigen.
In der Volksmedizin ist die Anwendung von Fenchel und Fenchelpräparaten noch umfangreicher. Zuzüglich den medizinisch anerkannten Anwendungsgebieten gilt Fenchel als Stimmungsaufheller und als Beruhigungsmittel, besonders bei Kindern oder Menschen mit nervöser Unruhe. Hier wird allerdings nicht das konzentrierte Fenchelöl verwendet, sondern ein milderer wässriger Auszug in Form einer Teezubereitung. Wässrige Auszüge werden auch äußerlich als Waschung bei unreiner Haut oder Augenentzündungen verwendet. Neben der inneren Anwendung als Karminativum und bei dyspeptischen Beschwerden findet der Fenchel volksmedizinisch bei Leber- und Galleleiden sowie zur Frühjahrs- und Herbstkur seine Anwendung. Bei Husten wird ein Sirup, aus den Fenchelfrüchten bereitet, angewendet. Dieser „Fenchelhonig, wie er genannt wird, ist besonders bei Kindern beliebt, sollte jedoch von Diabetikern nicht angewendet werden. Bei stillenden Frauen wird Fencheltee zur Förderung der Milchsekretion sowie bei entzündeten Brüsten empfohlen. Sebastian Kneipp lobte den Fencheltee als krampflösendes Mittel bei Lungenleiden, Keuchhusten und Asthma. Eine Besonderheit ist auch die Wirkung von Fencheltee bei Kopfschmerzen die durch eine schlechte Verdauung ausgelöst werden.
Der Gemüsefenchel findet hauptsächlich in der Küche seine Anwendung. Er gilt als besonders kalorienarmes Gemüse mit einem unverwechselbaren Aroma. Die Knolle kann roh oder gekocht gegessen werden und schmeckt besonders gut zu Fisch oder Kartoffelgerichten. Das grüne Kraut wird als Gewürz in der kalten Küche oder zu Fisch verwendet. Seine Samen finden als Gewürz bei schwer verdaulichen Speisen oder als Einlegegewürz und bei Backwaren Anwendung. Aufgrund seiner verdauungsfördernden Eigenschaften ist Fenchel ein wichtiges Brotgewürz. In der indischen Küche wird Fenchel in speziellen Gewürzmischungen zur Munderfrischung gegessen. In alkoholischen Auszügen verleiht der Fenchel bekannten Getränken wie den griechischen Ouzo oder dem berüchtigten Absinth sein arttypisches Aroma.
In meinem hausgemachten Brotgewürz darf Fenchel nicht fehlen. Jedes Jahr kultiviere ich Gewürzfenchel in meinem Garten. Unter den richtigen Bedingungen werden die Pflanzen gut zwei Meter hoch. Zur Blütezeit werden sie von zahlreichen Insekten umschwärmt. Für mein Brotgewürz ernte ich die reifen Früchte im Herbst und trockne sie sanft. Anschließend mische ich diese zu gleichen Teilen mit Koriandersamen, Anis, Kümmel, sowie jeweils einem halben Anteil an gemahlenen Bockshornklee, Muskatnuss und Kreuzkümmel. Das Brotgewürz wird aromageschützt aufbewahrt und bei Bedarf frisch im Mörser zermahlen.