Eichen bewohnen die Erde bereits seit der Kreidezeit und können je nach Gattung bis zu 2000 Jahre alt werden. Die Gattung „Eiche“ umfasst ungefähr 400 bis 600 Arten und zählt zu den wichtigsten Laubbäumen der Nordhalbkugel. Sie ist in ganz Eurasien, Nordafrika sowie in Nord- und Mittelamerika anzutreffen. Bei einer Wuchshöhe von bis zu 45 Metern ragen ihre Wurzeln bis zu 8 Meter tief in die Erde. Da sie bevorzugt an Stellen wachsen wo sich Wasseradern kreuzen, ziehen sie Blitze mehr an als andere Bäume. Somit hat die alte Bauernweisheit: „Von Eichen sollst du weichen, Buchen sollst du suchen, kannst du Linden grad nicht finden,“ Durchaus seine Berechtigung. Neueste Forschungen beschäftigen sich auch mit der Symbiose der Bäume und dem umliegenden Pilzmyzel sowie den Bodenbakterien.
Als „Baum der Götter“ war die Eiche bereits in der Antike den obersten Gottheiten geweiht. Im alten Griechenland wurde der mächtige Baum mit dem Göttervater Zeus assoziiert, bei den Römern gehörte die Eiche dem Jupiter. Bei den alten germanischen Völkern gehörte die Eiche dem Thor oder Donar, der nicht nur als Gewitter- und Wettergott galt, sondern mit seinem Donnerkeil auch der Beschützer Midgards war. Somit war die Eiche seit jeher ein heiliger Baum der den Menschen Schutz gab. Häufig wurden Ratsversammlungen unter ihrem Blätterdach abgehalten. Die Eiche am Dorfplatz war auch gleichzeitig der Gerichtsbaum unter dem Recht gesprochen wurde. Dass die Eiche symbolisch für die Ewigkeit steht, liegt wohl auch an dem hohen Alter, welches Eichen erreichen können. So gilt die 1000-jährige Eiche in Bad Blumau in der Oststeiermark als eine der ältesten Eichen Europas. Sogar heute werden zu ihren Wurzeln noch kleine Geschenke als „Opfergaben“ dargebracht.
Neben der Nutzung als Futterpflanze für die Schweinemast, kann die Eiche auch für den Menschen umfangreich genutzt werden. Die Eiche als „Brotbaum“ war lange Zeit ein wichtiger Bestandteil in der menschlichen Ernährung. In Notzeiten, wie zuletzt in den großen Weltkriegen des 20.ten Jahrhunderts erinnerte man sich wieder daran. Eicheln enthalten viele Kohlehydrate in Form von Stärke, fette Öle sowie Proteine. Aufgrund des hohen Gehalts an Gerbstoffen müssen Eicheln jedoch vor der Verwendung ausgeschwemmt werden. Dazu werden die Eicheln geschält und in Wasser gelegt. Früher wurden sie in Säcken für 2 bis 3 Tage in einen Bach gehängt, bis die Bitterstoffe durch das fließende Gewässer ausgeschwemmt waren. Die so behandelten Eicheln werden anschließend getrocknet und gemahlen. Dieses Eichelmehl kann als Mehlersatz zum Brotbacken verwendet werden. Lässt man die Eicheln vor der Verarbeitung keimen, nennt man diesen Vorgang „mälzen“. Dabei werden in den Eicheln bestimmte Enzyme aktiviert und die enthaltene Stärke wird zu Mehrfachzucker zerlegt. Die enthaltenen Bitterstoffe werden dabei neutralisiert. Dieser kontrollierte Keimvorgang wird auch bei verschiedenen Getreidearten wie Gerste, Weizen oder andere Getreide für das Bierbrauen betrieben. Die so behandelten Eicheln können zu dem bekannten Eichelkaffee weiterverarbeitet werden.
Die Eichenrinde zählt zu den traditionellen pflanzlichen Arzneimitteln. Basierend auf langjährigen Beobachtungen wird Eichenrinde zur äußerlichen Anwendung bei leichten Entzündungen der Haut und der Schleimhäute sowie zur Linderung von Juckreiz und Brennen empfohlen. Als Sitzbad wird eine Abkochung aus Eichenrinde zur Behandlung von Hämorrhoiden angewendet. Innerlich kann ein wässriger Auszug der Eichenrinde zur symptomatischen Behandlung leichter Durchfälle verwendet werden. Auch die Kommission E empfiehlt in ihrer Monographie die Eichenrinde zur äußerlichen Anwendung von entzündlichen Hauterkrankungen, sowie zur lokalen Behandlung leichter Entzündungen der Schleimhäute im Mund- Rachen- sowie im Genitalbereich. Eine innerliche Anwendung wird bei leichten unspezifischen Durchfallerkrankungen vorgenommen.
Die milder wirksamen Blätter der Eiche werden nur volksmedizinisch genutzt. Diese werden geschnitten und getrocknet für wässrige Auszüge eingesetzt, während ein Infus, also ein Aufguss einen milden wässrigen Auszug darstellt, ist ein Dekokt, also eine Abkochung wesentlich intensiver. Ein Dekokt wird zur äußerlichen Anwendung für Umschläge und Bäder empfohlen. Als Fußbad kann die Eichenrinde gegen vermehrte Fußschweißsekretion eingesetzt werden. Als Sitzbad dient sie der unterstützenden Behandlung von Frostbeulen und Analfissuren. Als Gurgellösung wird Eichenrinde zur Behandlung von Zahnfleischentzündungen sowie bei Entzündungen der Mund- und Rachenschleimhaut verwendet. Zur lokalen Behandlung von Hautentzündungen können auch Spülungen oder Umschläge verabreicht werden. Für eine innerliche Anwendung bei unspezifischen Durchfallerkrankungen sollte der mildere Aufguss verwendet werden, um eine Überreizung der Magenschleimhaut zu vermeiden.
Geerntet wird die innere Rinde ohne Borke der frischen jungen Zweige im Frühjahr. Zu diesem Zeitpunkt ist der Gehalt an wasserlöslichen Gerbstoffen am höchsten. Außerdem lässt sich die Rinde dann sehr leicht vom Holzkörper ablösen. Beim Sammeln ist auch darauf zu achten, den Baum nicht unnötig zu verletzen. Daher sammelt man nie direkt vom Hauptstamm, der zudem eine viel zu dicke Borke aufweist. Die noch weiche, borkenfreie Rinde der jungen Zweige ist hier am besten geeignet. Die grünen Blätter sammelt man im Spätfrühling und im Frühsommer, wenn sie noch jung, grün und saftig sind.
Die Eichenrinde zählt zu den klassischen Gerbstoffdrogen. Gerbstoffe entziehen dem Gewebe Wasser und wirken daher zusammenziehend und entzündungswidrig. Die Gerbstoffe trocknen die Haut oder Schleimhaut sozusagen aus, und entziehen damit den Bakterien ihren Nährboden. So werden schlecht heilende Hautreizungen oder nässende Entzündungen umgehend gelindert. Die „gegerbten“ Hautteile werden später leichter abgestoßen wodurch die Regeneration von gesundem Gewebe angeregt wird. Volksmedizinisch werden auf diese Weise auch nässende Ekzeme, Geschwüre und leichte Verbrennungen behandelt. Bei einer innerlichen Anwendung kann eben aufgrund dieser zusammenziehenden Wirksamkeit eine Reizung der Magenschleimhäute verursacht werden. Bei empfindlichen Personen kann dies zu Magenreizungen und Übelkeit führen. Wer Fieber hat, oder an einer Herzschwäche oder Bluthochdruck leidet, sollte auf ein Vollbad mit Eichenrinde grundsätzlich verzichten.
Studien:
https://onlinelibrary.wiley.com/doi/full/10.1111/1755-0998.12425
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/17098265/
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/31461689/