Allein schon sein dunkler Name lässt uns Unheil vermuten: Solanum nigrum, der schwarze Nachtschatten. Einerseits als Ruderalpflanze weit verbreitet, wird er vor allem als Segetalpflanze aufgrund seiner Giftigkeit in der Landwirtschaft gefürchtet. Wenn er sich einmal im Feld angesiedelt hat,  ist er auch nur sehr schwer zu bekämpfen. Aufgrund seiner botanischen Verwandtschaft zu anderen, erwünschten Nachtschattengewächsen wie zB Kartoffeln oder Tomaten, ist eine chemische Bekämpfung kaum möglich.  

Tatsächlich enthalten alle Pflanzenteile des schwarzen Nachtschattens verschiedene Steroidalkaloide wie unter anderem Solanin. Vor allem in den grünen, noch unreifen Früchten kann die Konzentration an Solanin bis zu 1,6% betragen, nimmt jedoch mit der Reife der Beeren wieder ab. Ebenso schwankt die Alkaloidkonzentration in den Pflanzen selbst, je nach Klima und Bodenbeschaffenheit, sodass der schwarze Nachtschatten in manchen Regionen sogar Einsatz als Nahrungsmittel findet. Einerseits werden die grünen Blätter als spinatähnliches Gemüse gekocht, wobei das Kochwasser dabei mehrmals gewechselt wird. Solanin ist bei hohen Temperaturen wasserlöslich und geht beim Kochen in das Kochwasser über, wodurch die Konzentration in den Pflanzenteilen verringert wird. Andererseits werden die reifen, dunklen Früchte, in Nordamerika auch „Wonderberry“ genannt, als Obst gegessen oder auch zu Konfitüre verkocht. Dennoch werden immer wieder Vergiftungen ab einer Einnahme von 5 bis 10 Beeren beschrieben. Wobei erste Vergiftungserscheinungen ab einer Dosis an Solanin von ca. 200mg auftreten können.

In der Volksheilkunde werden dem schwarzen Nachtschatten verschiedene Heilindikationen zugeschrieben. Innerlich angewendet solle er bei Magen- und Blasenkrämpfen helfen, sowie als Schmerzmittel wirksam sein. In der ayurvedischen Medizin wird er zusammen mit Wegwarte und Schafgarbe für die Leber eingesetzt. Eine äußerliche Anwendung findet er bei verschiedenen Hautkrankheiten, Ekzemen und Hämorrhoiden. Dioskurides beschrieb den schwarzen Nachtschatten unter dem Namen „Gartenstrychnos“ als Heilmittel gegen Geschwüre. Tatsächlich findet der schwarze Nachtschatten in der Praxis heute kaum noch Verwendung, da seine Giftigkeit stark umstritten ist. Einzig in der Homöopathie wird eine Tinktur der ganzen Pflanze für Erkrankungen des Zentralnervensystems eingesetzt.

Immer wieder wird der schwarze Nachtschatten auch als „Zauberkraut“ beschrieben und ihm wird eine halluzinogene Wirksamkeit nachgesagt. In der Antike wurde die Wurzelrinde in Wein als Schlafmittel getrunken. Die Pflanze wurde auch von den Germanen als Narkotikum genutzt und als „Nachtschaden“ gegen „nächtliche Alpdämonen“ eingesetzt. Weiters wurde sie als Amulett gegen allerlei Verzauberungen getragen. Möglicherweise gehörte sie auch zu den Ingredienzien der sogenannten Hexensalben. Ob die Pflanze tatsächlich psychoaktive Eigenschaften aufweist, muss allerdings noch weiter erforscht werden.

 

  

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