Die echte Walnuss (Juglans regia)

In der Urzeit, als die Menschen noch Eicheln aßen, verspeisten die Götter die Walnuss. So heißt es in einer alten Legende. Daher lautet noch heute die lateinische Bezeichnung der Walnuss „Juglans“ was so viel wie Jupiters Frucht bedeutet, und daran erinnert, dass die wertvolle Frucht dem altrömischen Göttervater geweiht ist. Auch der griechische Name „dios balanos“ heißt übersetzt „die Eichel Gottes“ und deutet somit auf die Zugehörigkeit zum Göttervater Zeus hin. Später im Jahr 1753 ergänze der schwedische Naturforscher Carl von Linne die lateinische Bezeichnung mit dem Zusatz „regia“ was so viel wie „königlich“ bedeutet.

Bereits in der Antike galt die Walnuss als Fruchtbarkeitssymbol und Glücksbringer. Sie war Bestandteil verschiedener volkstümlicher Bräuche und Rituale. So war es Brauch, Walnüsse bei Hochzeiten im Brautgemach sowie unter den Gästen zu verteilen. Volkskundler vermuten, dass sich vom polternden Aufschlagen der Nüsse am Boden, der Begriff „Polterabend“ bis heute erhalten hat. Auch mit reichem Kindersegen wurde die Walnuss in Verbindung gebracht. Noch heute ist es in manchen Landstrichen üblich bei der Geburt des ersten Sohnes einen Walnussbaum zu pflanzen.

Der Walnussbaum ist ein sommergrüner Laubbaum und auf der gesamten Nordhalbkugel weit verbreitet. Von der Pflanzengattung Walnuss (Juglans) sind rund 60 verschiedene Arten bekannt, wobei die echte Walnuss (Juglans regia) kultiviert am häufigsten anzutreffen ist. Der Baum kann eine Wuchshöhe von bis zu 30 Meter erreichen und gilt erst im Alter von ca. 60 bis 80 Jahren als ausgewachsen. Die ersten Früchte sind ab einem Alter von 10 bis 20 Jahren zu erwarten. An einem guten Standort kann ein Baum in den besten Jahren bis zu 55 kg Nüsse pro Jahr liefern.

 

Walnussbäume können bis zu 160 Jahre alt werden. Sie bevorzugen wintermildes Klima und sind in Regionen bis zu 2000 m Seehöhe zu finden. Eine Besonderheit ist auch, dass unter einem Walnussbaum meist nichts anderes wächst. Das liegt daran, dass der Baum über seine Blätter einen Hemmstoff, die Zimtsäure an den Boden abgibt. Dies verhindert, dass andere höhere Pflanzen in Konkurrenz um die Nährstoffe in seiner Umgebung gedeihen.

 

Seinen Ursprung findet der Baum im Tertiär, also vor rund 2,6 bis 65 Mio. Jahren und zählt damit zu den ältesten Bäumen die dem Menschen bekannt sind. Archäologische Funde belegen, dass die Walnuss bereits zur Steinzeit in Europa als Nahrungsmittel genutzt wurde. Die genaue Herkunft und Verbreitung des Baumes kann heute nicht mehr eindeutig nachvollzogen werden. Vermutlich war die Walnuss im Tertiär bis weit in den Norden verbreitet, und starb in den Kaltzeiten in Nordeuropa wieder aus. In den wärmeren Regionen des östlichen Mittelmeeres überlebte der Baum allerdings und wurde von den Griechen und Römern erneut in Europa eingeführt.

 

 

Interessanterweise ist die Walnuss eigentlich keine Nussfrucht. Die eigentliche Frucht ist die grüne, nussumgebende Hülle. So wird die Walnuss botanisch gesehen zu den Steinfrüchten gezählt. Die Nuss selbst ist nur der Kern dieser Frucht, welcher für uns einen enormen Nährwert und auch gesundheitlichen Nutzen darstellt. Das Holz der Walnuss ist sehr hart und zählt zu den teuersten Holzarten der Welt. Selbst das Wurzelholz wird aufgrund seiner interessanten Maserung zur Herstellung von Furnieren im Möbelbau und in Luxusautomobilen genutzt.

Bereits im Mittelalter wurde Nussholz als Schaftholz für Waffen verwendet. Für die Waffenproduktion der Weltkriege wurden in Europa tausende Bäume gefällt um aus ihren Stämmen Gewehrkolben herzustellen. Dadurch wurde der wilde Bestand der Walnuss erheblich dezimiert. War früher in fast jedem Garten ein Walnussbaum zu finden, so ist der Bestand der echten Walnuss heute weltweit gefährdet. In manchen Regionen wie zum Beispiel dem Iran sind wildwachsende Bestände bereits fast vollständig ausgerottet. In nur wenigen Regionen Zentralasiens sind noch Walnusswälder zu finden, die sich über eine Fläche von bis zu 30.000 ha erstrecken.

Die Nutzung der Walnuss ist sehr umfangreich. Neben dem wertvollen Holz, welches zu den teuersten Holzarten der Welt zählt, sind auch die Blätter und die Früchte von großem Nutzen. Walnussblätter wurden vom HMPC und der Kommission E bewertet, und sind als traditionelles, pflanzliches Arzneimittel eingestuft. Sie zählen zu den klassischen Gerbstoffdrogen. Als Aufguss werden sie bei leichten oberflächlichen Entzündungen der Haut sowie bei übermäßiger Schweißabsonderung, z. B. der Hände und Füße eingesetzt. Für eine innerliche Anwendung sind sie in Form von Trockenextrakt als Tabletten oder Dragees, sowie auch als alkoholischer Auszug in Form von Tinktur erhältlich. Die Blätter sowie die grüne Fruchthülle wurden aufgrund ihres hohen Gerbstoffgehalts auch zum Gerben von Leder sowie zum Färben von Stoffen verwendet.

 

Als Nahrungsmittel findet die Walnuss in der Küche in vielerlei Formen Anwendung, wie zB gebacken in Walnussbrot, in Kuchen und unterschiedlichen Süßspeisen, in Müsli, Salat und natürlich Studentenfutter. Von allen Nussfrüchten weisen Walnüsse den höchsten Gehalt an Linolensäure auf, welche als essentieller Nährstoff zur Bildung der Omega-3-Fettsäuren Docosahexaensäure (DHA) und Eicosapentaensäure (EPA) benötigt wird. Weiterst sind sie reich an Tocopherolen, Zink, Kalium, Magnesium, Phosphor, Schwefel, Eisen, Calcium und die Vitamine A, B1, B2, B3, C und Pantothensäure. Außerdem sollen Walnüsse vor zu hohem Blutdruck schützen, Herz-Kreislauferkrankungen entgegenwirken und eine schützende Wirkung vor Diabetes Typ 2 haben. Die positive Wirkung der Walnuss wird derzeit in zahlreichen Studien erforscht.

Das kaltgepresste Walnussöl wird in der Küche vor Allem als Salatöl verwendet. Aufgrund seines niedrigen Rauchpunktes (130-160°C) sollte es aber nicht zum Braten oder Frittieren verwendet werden. Durch seinen hohen Gehalt an Ölsäure und Linolensäure, kann Walnussöl als diätisches Speiseöl betrachtet werden. Es wirkt sich positiv auf den Cholesterinspiegel im Blut aus und senkt somit das Arterioskleroserisiko. Außerdem besitzt Walnussöl eine ausgeprägte fungizide und desinfizierende Wirkung, weshalb es auch gern zur Herstellung von Heilsalben verwendet wird.

 

In der Kosmetik wird Walnussöl aufgrund seiner guten Verfügbarkeit von Fettsäuren eingesetzt. Es zieht schnell ein und soll eine stabilisierende Wirkung auf die Zellwände haben. Dadurch erscheint die Haut gut gepflegt und vital. Da es im Vergleich zu anderen Pflanzenölen recht fettig ist, wird es gerne als Basis für Salben und Cremes verwendet. Da es gute rückfettende Eigenschaften aufweist, findet es auch Anwendung als Lippenbalsam, in Haarshampoos oder Duschgels.

Die Blätter der Walnuss erntet man in der Zeit vom Spätfrühling bis in den Frühsommer. In dieser Zeit sind die Blätter frisch, jung und grün. Die Früchte der Walnuss kann man gleich zweimal im Jahr ernten. Im Juni, um die Johanniszeit werden die grünen Walnüsse geerntet. In dieser Zeit ist der Kern noch nicht hart und man kann die Nüsse gut schneiden und verarbeiten. Außerdem sind sie zu dieser Zeit besonders reich an Vitamin C. Im Herbst, in der Zeit von September bis November werden die Nusskerne geerntet. Von der weichen Außenschale befreit werden die Walnüsse für die Lagerung getrocknet. In ihrer harten Kernschale sind sie bei trockener und luftiger Lagerung sehr gut haltbar und übers ganze Jahr erhältlich.

 

 

Studien:

https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/?term=juglans+regia

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