Die Honigbeere heißt eigentlich Kamtschatka-Heckenkirsche und ist eine Unterart der blauen Heckenkirsche. Aufgrund der frühen Fruchtreife wird sie im Volksmund auch als Maibeere bezeichnet. Diese Bezeichnung ist inzwischen allerdings eine eingetragene Wortmarke für bestimmte Sorten. Eine weitere Bezeichnung wäre auch „sibirische Blaubeere“ was auf einige Eigenschaften des witterungsbeständigen Strauchs schließen lässt. Tatsächlich lässt sich die Honigbeere auch in höheren Lagen und bei kühlerem, feuchten Klima ausgezeichnet kultivieren.

Wie der Name schon sagt, stammt das schmackhafte Wildobst aus Sibirien, speziell der ostsibirischen Halbinsel Kamtschatka. Sie ist mit unserer heimischen Heckenkirsche verwandt und zählt ebenso zur Familie der Geißblattgewächse. Meist findet man den niedrigen Strauch als Ziergehölz in heimischen Gärten und Parkanlagen. Die hübschen Blüten erscheinen bereits früh im März bis April und werden von Bienen und Hummeln bestäubt.

Einzelne Sorten können aber auch zur Fruchtgewinnung kultiviert werden. Die einheimische rote Heckenkirsche ist jedoch aufgrund des enthaltenen Bitterstoffs Xylostein sowie enthaltener cyanogener Glycoside giftig und sollte nicht verzehrt werden. Ebenso die schwarze Heckenkirsche ist als gering giftig bis giftig eingestuft und sollte nicht verzehrt werden.

Im Gegensatz zur einheimischen roten und schwarzen Heckenkirsche ist die blaue Heckenkirsche essbar. Die dunklen Beeren schmecken saftig süß, ähnlich den Heidelbeeren. Man kann sie frisch verzehren, oder auch zu Saft, Marmelade, Kompott oder Mus verarbeiten. Nicht nur im Geschmack ähneln die Beeren unseren einheimischen Heidelbeeren. Auch die blaue Farbe erinnert an die etwas kleineren heimischen Vitaminbomben.

Dies hat natürlich die Aufmerksamkeit der Forschung auf sich gezogen. So sind die kleinen blauen Beeren nicht nur reich an Vitaminen wie Vitamin C und Vitamin A, sondern enthalten auch wertvolle sekundäre Pflanzenstoffe wie Polyphenolverbindungen, darunter 6 verschiedene Anthocyane, desweiteren Fruchtsäuren wie Apfelsäure, Zitronensäure und Chinasäure, Tocopherole, Flavonole Fettsäuren wie Linolsäure, Iridoidverbindungen und Mineralstoffe. In Studien wurden hervorragende antioxidative Eigenschaften sowie eine antimikrobielle und fungizide Wirkung festgestellt.

Aufgrund dieser positiven Forschungsergebnisse wird die Honigbeere seit kurzem auch als „neues Superfood“ am Lebensmittelmarkt entdeckt. So sollen bereits eine bis zwei Handvoll der kleinen Beeren den Tagesbedarf an Vitamin C, Vitamin A, Kalium und Eisen fast vollständig decken. Aufgrund der antioxidativen Wirksamkeit werden sie als „gesünder als Heidelbeeren“ angepriesen. Vor allem lassen sie sich einfacher kultivieren. Auch im getrockneten Zustand bleiben noch viele der guten Inhaltsstoffe erhalten, weshalb sie eine hervorragende Zutat für Müsli und Trockenobst-Mischungen sind.

Ob die Honigbeere tatsächlich „gesünder als Heidelbeeren“ ist, ist schwer zu beurteilen und dient wohl in erster Linie der Aufmerksamkeitserregung. Als Tochter eines Waldbesitzers bin ich schließlich ein großer Fan unserer einheimischen Heidelbeeren und freue mich jeden Sommer auf die Reifezeit. Nichtsdestotrotz liebe ich meinen Honigbeerenstrauch im Garten. Egal ob ich im Frühling den Hummeln beim Bestäuben zusehe, oder mich Ende Mai über die ersten süßen Früchte freue, die ich im Vorbeigehen ernten kann, die Honigbeere als niedriges Heckengehölz ist auf jeden Fall eine Bereicherung in meinem Garten.

Studien:
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/31547323/
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/31101275/

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