Eine meiner liebsten und am häufigst verwendeten Heilpflanzen ist die Kamille. Die Kamille ist ein Lichtkeimer und im Garten sehr einfach zu ziehen. Sie bevorzugt sandig-lehmige Böden und ist auch als Beikraut auf ungespritzten Getreidefeldern zu finden.
Geerntet werden die Blütenköpfe zur Blütezeit im Frühsommer. Diese werden sanft getrocknet und zu Teemischungen weiterverarbeitet. Desweiteren werden sie zur Herstellung von Tinkturen oder Mazeraten verwendet. Die Blüten enthalten ein ätherisches Öl, welches durch Wasserdampfdestillation gewonnen wird. Das ätherische Öl wird aufgrund seiner charakteristischen Färbung auch „blaues Kamillenöl“ genannt.
Die Kamille zählt zu den traditionellen pflanzlichen Arzneimitteln. Im Jahr 2002 wurde sie vom NHV Theophrastus zur Heilpflanze des Jahres gewählt. Von der VAGA Vereinigung wurde sie zur Duftpflanze des Jahres 2019 gewählt. Sie verfügt über entzündungshemmende, krampflösende, wundheilungsfördernde, reizlindernde, karminative und desodorierende Eigenschaften.
Zu den anerkannten medizinischen Anwendungen gehören die innerliche Anwendung bei entzündlichen Erkrankungen des Magen-Darm-Bereichs und bei Magen-Darm-Krämpfen, sowie die äußerliche Anwendung zur Wundbehandlung, Hautreizungen, oberflächlichen Hautverletzungen und Irritationen, Verbrennungen, Frostbeulen, bakteriellen Hauterkrankungen, als Mundspülung bei Erkrankungen des Zahnfleischs, als Sitzbäder bei Erkrankungen im Genitalbereich, sowie als Inhalation bei Atemwegserkrankungen.
Zu den wichtigsten Inhaltsstoffen zählen das ätherische Öl, Flavonoide, Phenolcarbonsäuren, Schleimstoffe, Polysacharide und Cumarine. Bei einer bestehenden Allergie auf Korbblütler oder einer Überempfindlichkeit sollte man von einer Anwendung mit Kamille allerdings absehen.
Aufgrund seiner reizlindernden Eigenschaften wird die Kamille auch gern in der Kosmetik zur Herstellung von Cremes verwendet. Zur Blütezeit bereite ich jedes Jahr ein Mazerat, indem ich die frischen Blüten einige Tage antrocknen lasse und anschließend mit einem guten Öl für 3 bis 4 Wochen ansetze. Für Salben verwende ich hierbei ein Öl das gut nachfettet wie zum Beispiel Olivenöl. Ist das Kamillenöl für eine Gesichtscreme gedacht, verwende ich ein Basisöl das gut einzieht wie zum Beispiel Mandelöl oder Jojobaöl. Ein solches Mazerat wird nach Fertigstellung in einer Braunglasflasche gelagert und kann bei Bedarf jederzeit weiterverarbeitet werden.
Für die Herstellung von Gesichtswasser, Rasierwasser oder Deodorant bereite ich aus den Kamillenblüten einen alkoholischen Auszug. Je nach späterer Verwendung kombiniere ich diesen Ansatz auch gerne mit Ringelblumenblüten, welche die Hautfunktionen unterstützen, oder Lavendelblüten. Solche Zubereitungen kann man auch jederzeit aus den getrockneten Blüten herstellen.
Die getrockneten Blüten sind auch eine sehr schöne Beigabe in diversen Badezusätzen. Je nach Zubereitung mischt man sie einfach in das Badesalz oder die Badekugeln. Auch ein Badetee kann daraus bereitet werden. Im Winter, wenn die Haut durch die kalte Luft leicht rissig wird, ist auch meine Hausgemachte Kamillensalbe oft in Gebrauch. Das Rezept dafür folgt in den nächsten Tagen. Auf jeden Fall ist die Kamille eine jener Heilpflanzen, die in keinem Haushalt fehlen sollte.