Der Vorfrühling zieht nun vielerorts wieder ins Land. Doch noch ist auch Zeit um heilende Wurzeln zu graben. Die Veilchenwurz ist eine davon. Die Namensgebung ist allerdings für viele Kräuterbegeisterte irreführend, da es sich bei der Veilchenwurz nicht um die Wurzeln des beliebten Frühlingsblühers Viola handelt, sondern um das Rhizom der Schwerzlilie (Iris germanica L.).
Die Schwertlilie zählt zur Ordnung die spargelartigen Gewächse. Ihr dickes, fleischiges Rhizom enthält ein ätherisches Öl, die sogenannte „Irisbutter“ welches an den Duft von Veilchen erinnert. Dies hat auch zu der volkstümlichen Namensgebung „Veilchenwurz“ geführt. Des Weiteren sind Isoflavone, Schleimstoffe und Stärke enthalten.
Die Veilchenwurz wird traditionell bei Zahnungsbeschwerden von Kleinkindern verwendet. Das Beissen auf den Wurzelstock wirkt schmerzlindernd. In Apotheken ist die Veilchenwurz getrocknet oder als Pulver erhältlich. Die Wurzel muss eine Zeitlang gelagert werden, bis sie ihren arttypischen Geruch entwickelt. Bei der frischen Wurzel ist dieser noch nicht wahrzunehmen. Die volkstümliche Anwendung bei Kleinkindern ist teilweise auch sehr umstritten, da die Wurzel ein guter Nährboden für Mikroorganismen und somit schädliche Bakterien sein kann. Daher wird von anerkannten Stellen hier alternativ zu einem gewöhnlichen Beissring geraten.
Volksmedizinisch wird die Iriswurzel als auswurfförderndes Mittel bei Erkältungskrankheiten verwendet. Die enthaltenen Schleimstoffe wirken lindernd auf gereizte Schleimhäute und unterstützen die Schleimlösung bei Husten und Atemwegsinfekten. Im Mittelalter wurde das getrocknete Wurzelpulver auch als Gewürz verwendet. Ihm wurden ähnlich wie dem Kümmel verdauungsfördernde und krampflösende Eigenschaften zugeschrieben. Ebenso als Brechmittel wurde die Veilchenwurz eingesetzt. Die Heilindikationen sind allerdings nicht medizinisch anerkannt. Von der Kommission E wurde sie mit einer Nullmonographie bewertet. Der Einsatz als Aromastoff wird jedoch als unbedenklich angesehen.
In der Kosmetik ist die Veilchenwurz ein beliebter Inhaltsstoff. Einerseits wird sie als Duftstoff in verschiedenen Parfüms, Duftwässerchen und Cremes eingesetzt. Besonders für die Herstellung von Veilchenparfüm ist sie sehr gut geeignet. Des Weiteren findet sie Anwendung in Zahnpulver, Zahnpasta und Mundwässerchen. Hier steht natürlich wieder die volksmedizinische Anwendung in der Zahnheilkunde im Vordergrund. Auch als Potpourri oder als Aromastoff in der Küche wird sie eingesetzt.
Für eine Tinktur kann man sowohl die frische, wie auch die getrocknete Wurzel verwenden. Das blumige Aroma tritt bei der getrockneten Wurzel sogar stärker zutage. Bei der frischen Wurzel entwickelt es sich erst mit der Zeit. Ich habe bereits im Herbst ein Ansatzgefäß mit geschnittenen Wurzelstücken der Veilchenwurz zu einem Viertel bis zu einem Drittel locker gefüllt und mit hochprozentigem Alkohol aufgefüllt. Der Ansatz sollte für mehrere Wochen an einem dunklen Ort ziehen. Hat der Alkohol Farbe und Aroma gut aufgenommen, kann abfiltriert werden. Die fertige Veilchenwurz-Tinktur kann als Basis für Mundwasser oder auch Duftwasser in der Kosmetik verwendet werden.
Mich würde interessieren, wie man die Iris germanica von den zahlreichen Iris barbata Sorten unterscheiden kann. Ich weiss nur, dass die germanica steril ist.
meinst du jetzt die Iris barbatula, oder die Gruppe der Bart-Iriden, denen die germanica ebenso zugehört? … von den Iris barbata Sorten gibt es ja zahlreiche Züchtungen in allen möglichen Farbvariationen, die Erscheinung der Germanica ist „klassisch“ mit den drei äußeren langen Blütenblättern in dieser schönen blauvioletten Farbe… ja bei uns ist die Germanica weitgehend steril, in südlicheren Ländern fruchtet sie allerdings (durch Fremdbestäubung) …zumindest lt. Literatur, im Garten hab ich sie bisher wie üblich übers Rhizom vermehrt… für die Anwendung ist ein wichtiges Merkmal der klassische Veilchenduft des getrockneten Rhizoms…