Der zur Familie der Rosengewächse gehörende Frauenmantel ist in Europa, Asien und Afrika bevorzugt im Gebirge weit verbreitet. Von den bis zu 300 existierenden Unterarten ist vor Allem der gemeine Frauenmantel (Alchemilla vulgaris) von medizinischer Bedeutung.
Der botanische Name „Alchemilla“ leitet sich vom arabischen „al-kymiya“ ab und bedeutet so viel wie „kleine Alchemistin“.
Aufgrund des Lotuseffekts der Blätter, sammeln sich der Morgentau und die sogenannten Guttationstropfen in der Mitte des Blattes wie kristallklare, funkelnde Perlen. Dieses sogenannte „Himmelswasser“ erregte natürlich die Aufmerksamkeit der Alchemisten, die es unter anderem dazu verwendeten, um „den Stein der Weisen“ zu bereiten.
Im Mittelalter wird der Frauenmantel als Heilkraut nur selten erwähnt.
Ganz entgegen eines weitverbreiteten Irrtums, fand er bei Hildegard von Bingen keinerlei Anwendung. Eine erstmalige Erwähnung als Heilpflanze fand sich Ende des 14. Jahrhunderts in einem Kurztraktat über „gebrannte Wässer“ von Gabriel von Lebenstein sowie im Utrechter Arzneibuch.
Später, um 1485, wurde er auch im „Gart der Gesundheit“, einem der ersten, und wohl einflussreichsten, gedruckten Kräuterbücher beschrieben.
Die Anwendungsformen bleiben bis ins 21. Jahrhundert uneinheitlich. Die Darreichung der Droge erfolgt als Tee, Tinktur, Homöopathikum, Essig-Ansatz, Spülung, Bad und Pulver.
In der Volksmedizin erfolgt die Anwendung vor Allem als „Universalmittel“ bei den unterschiedlichsten Frauenkrankheiten, wie unregelmäßige und schmerzhafte Periode, Ausfluss, Unterleibsentzündungen, zum Aufbau der Vaginalflora und anderen zahlreichen Beschwerden.
Weiters solle der Tee blutreinigend und blutstillend wirken, und auch die Gebärmutter anregen. Zudem enthalte er pflanzliche Hormone, die Frauen zu einer ausgeglicheneren Stimmung verhelfen sollen.
Eva Aschenbrenner empfiehlt einen Tee aus Schafgarbe, Frauenmantel und Taubnessel zu je gleichen Teilen bei Menstruationsbeschwerden, und einen Tee aus Frauenmantel, Schafgarbe und Salbei bei Wechseljahrsbeschwerden.
Auch wird der Frauenmantel zur Behandlung von Wunden, Blutungen, Geschwüren, Bauchschmerzen, Nierensteinen und Kopfschmerzen eingesetzt.
Da er ebenso für die Beseitigung von Hautunreinheiten empfohlen wird, findet er auch in der Kosmetik Einsatz. Neben adstringierenden Eigenschaften werben die Clarins Laboratoires damit festgestellt zu haben, dass Frauenmantel den übermäßigen Melanintransfer in die Hautzellen bremst.
Der Gerbstoffgehalt des Frauenmantelskrauts ist relativ hoch und aufgrund seiner adstringierenden Effekte für die Hauptwirkung verantwortlich. Gerbstoffe wirken auch mild antibakteriell.
In der Phytotherapie wird die Droge bei unspezifischen, akuten Durchfallerkrankungen sowie Magen- Darmstörungen eingesetzt. Die Wirksamkeit bei Frauenkrankheiten ist allerdings nicht belegt und eine Anwendung wird vom BGA/BfArM nicht empfohlen. Mediziner lehnen die Anwendung von Alchemilla in der Frauenheilkunde daher ab.
Seinen Platz als Ritualpflanze hat der Frauenmantel auch heute noch. Wenn im Alpenraum am 15. August die Marienkräuterweihe stattfindet, ist der Frauenmantel noch immer Bestandteil des Kräuterbüschels der Bäuerinnen und Kräuterfrauen.